Eine wichtige orthopädische Behandlungsform ist die Chirotherapie, auch als Manualtherapie bezeichnet. Wir “renken” dabei weder ein noch aus, obwohl bei Behandlungen der Wirbelsäule oft knackende Geräusche erzeugt werden. Die Behandlung erfolgt mit größter Vorsicht und langjähriger Erfahrung, sie führt bei richtiger Indikation und guter Technik oft zu erstaunlichen Erfolgen. Eine Kombination mit den fernöstlichen Techniken der Tuina-Massage verbessert die Behandlungserfolge.
Indikation: Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule und der Gelenke. Kontraindikation: Frischer Bandscheibenvorfall, Tumore und schwere Gefäßsklerose an der Halswirbelsäule.
Bei Säuglingen und Kleinkindern ist oft eine Manualtherapie erforderlich, wenn Funktionsstörungen der Wirbelsäule vorliegen. Bedingt durch Probleme bei der Geburt oder Entbindung kommt es mitunter zu Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule mit Schiefhaltung und Kopfdeformierung. Mitunter wird der Zustand auch als „KISS“-Syndrom bezeichnet. Leider sind bei weitem nicht alle Schiefhaltungen der Wirbelsäule und des Kopfes Folge einer Atlasblockierung. Als Ursache finden sich auch hirnbedingte Störungen oder seltene genetische Erkrankungen. Unabhängig von der Ursache kann mit der sog. „Atlastherapie nach ARLEN“ eine Verbesserung der Funktionsstörung erreicht werden, was sich in einer Verstärken Beweglichkeit der Wirbelsäule bzw. des Kopfes äußert und in einer Normalisierung der Muskelspannung (Tonus). „Gerenkt“ wird bei dieser Technik überhaupt nicht. Man führt einen kurzen Impuls auf den Querfortsatz des 1.Halswirbels in einer bestimmten Richtung und mit einer dosierten Krafteinwirkung durch. Die Erfolge bei guter Technik und richtiger Indikation stellen sich rasch ein. Nicht selten berichten mir Eltern, sie hätten ein „neues“Kind bekommen durch die Therapie, wenn ein sog. „Schreikind“ plötzlich nicht mehr ständig schreit. Auch bei cerebral bedingten Muskelspannungs-störungen kann die Technik zu einer symptomatischen Verbesserung des Zustandes führen.
Die Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie (IHHT) mit dem ReOxy-Gerät ist eine geprüfte medizinische Sauerstofftherapie. Es handelt sich um eine Methode, bei der im Wechsel eine sauerstoffarme (hypoxische) und sauerstoffreiche (hyperoxische) Atemluft über eine Maske verabreicht wird. Dabei werden die Zellen des Körpers trainiert, sich auf erhöhten und reduzierten Sauerstoffgehalt in der Atemluft einzustellen. Der Effekt tritt in den Bergen ab einer Höhe von 1.500 -2.000m auf. Es handelt sich um eine regenerative Therapie.
Die Methode hat seit der Coronapandemie enorm an Bedeutung gewonnen. Für viele Patienten mit einem Long-Covid-Syndrom hat die Therapie mit ReOxy eine deutliche Verbesserung der Symptome erreicht und damit auch der Lebensqualität. Ursprünglich zur Unterstützung für Herz-Kreislauferkrankungen gedacht, konnte mit der IHHT die körperlichen und geistigen Leistungen der Patienten verbessert werden.
Indikationen:
Therapiedauer: 10 mal, 1-2 mal pro Woche
Kostenübernahme nur in Ausnahmefällen durch private Krankenkassen, sonst reine IGEL-Leistung.
Der menschliche Körper ist durch seine gute Leitfähigkeit auch für Magnetfelder leitfähig. Elektro-magnetische Felder können die Zellmembran kranker Zellen positiv beeinflussen. Sie können Zellen und Gewebe durchdringen und die Funktion von Zellen und Gewebe verbessern oder wiederherstellen. Die Magnetfeldtherapie eignet sich als komfortable Schmerztherapie im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparates.
Vorteile: Sichere, nicht-invasive Therapie. Komfortable und schmerzfreie Behandlung im Sitzen oder Liegen.
Indikationen
Kontraindikationen: Herzschrittmacher und Schmerzgeneratoren im Körper.
Wichtig vor der Behandlung: Ablage der Kleidung nicht erforderlich mit Ausnahme von Metallgegenständen und Schmuck. – Gefahr der Hautverbrenung. Vorsicht mit Handys im Therapiebereich – Gefahr der Zerstörung.
Wir setzen in unserer Privatpraxis zwei verschiedene Magnetfeldtechniken ein.
Extrakorporale Magnetotransduktions-Therapie (EMTT) – kurz „Magneto“: Dabei werden hochenergetische Magnetimpulse auf die betroffenen Bereiche des Körpers übertragen, wo sie ihre Wirkung entfalten. Die Patienten verspüren keine Schmerzen, gelegentlich ein leichtes Kribbeln. Mehr Infos unter www.emtt.info
Hochenergie-Induktionstherapie (emFieldPro). Im Gegensatz zur EMTT-Therapie wird hier ein magnetisches Induktionsfeld von 3 Tesla eingesetzt, was zu Kontraktionen der Muskulatur führt. Die Patienten verspüren ein „Zucken“ der behandelten Muskulatur und anschließend eine angehehme Entspannung. Neben der Schmerzlinderung können hier auch stark verspannte Muskelabschnitte erfolgreich behandelt werden durch Absenkung des Muskeltonus. Nervenzellen und Blutgefäße werden angeregt. Mehr Infos unter www.zimmer.de
Bei der ACP (Autologes Conditioniertes Plasma)-Therapie wird aus dem patienteneigenen Blut das Plasma mittels einer Zentrifuge gewonnen und danach in Gelenke, Wirbelsäule oder an Sehnen, Muskeln und Bänder gespritzt. Die Injektion von Eigenplasma führt zur Regeneration des Bindegewebes und zur Linderung der Entzündungsvorgänge. Zunehmende Anwendung findet die ACP-Therapie in der Therapie und Rehabilitation von Sportverletzungen (Sehnen-, Muskel-, Band- oder Gelenkverletzungen) sowie bei degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrose) und Wirbelsäulenerkrankungen (Bandscheibenvorfälle und Verschleißerkrankungen der Wirbelsäule).
Vorteile: Gute Verträglichkeit ohne wesentliche Nebenwirkungen. Sehr geeignet für Leistungssportler, es handelt sich nicht um Doping! Keine Gefahr der erhöhten Sehnenrisse wie beim Einsatz von Cortison!
Anwendungen: 3-5 mal im Wochenabstand
Kostenübernahme: gelegentlich von privaten Krankenkassen. Meistens reine IGEL-Leistungen.
Eine Form der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist die Akupunktur, das Stechen mit Nadeln in den Körper. Sie werden entsetzt sein, wenn Sie etwas von „Stechen“ hören, aber erstaunlicherweise wird durch das Stechen kaum Schmerz erzeugt. Wir verwenden dünne Einmalnadeln mit gutem Schliff, so dass bei guter Nadeltechnik kaum Schmerzen entstehen und die meisten Patienten die Behandlung problemlos tolerieren.
Eigentlich nichts! Es werden Nadeln an bestimmte Stellen des Körpers mit einer bestimmten Tiefe gestochen( evt. mit einer speziellen Stimulationstechnik). Die Nadeln verbleiben dann ca. 20 Minuten im Körper. Die Patienten müssen dabei entspannt Liegen oder Sitzen. Wir gehen in der modernen Medizin davon aus, dass die Nadeln bestimmte vegetative Nerven reizen, welche die Regulation bestimmter Vorgänge im Körper beeinflussen. Auch durch Freisetzung von Gewebshormonen könnte eine Wirkung ausgehen. Die genauen Vorgänge sind uns noch unbekannt. Die Wirkung der Akupunktur ist dagegen heute fast unbestritten. Es kann Durchblutung, Hormonausschüttung, Schmerzregulation , Muskeltonus beeinflusst werden, aber auch viele rein vegetative Störungen, zum Beispiel Kopfschmerzen, Regelschmerzen oder Störungen der Magen- Darm-Funktion oder Sexualstörungen. Allergien und asthmatische Beschwerden können gelindert werden.
Dauer der Behandlung: im Durchschnitt 10 Sitzungen. Kostenübernahme durch Private Krankenkassen und Beihilfe nach GoÄ-Nr. 269a bei chronischen Schmerzen. Oft kombinieren wir die Nadelakupunktur mit Schröpftechniken. Dabei wird einen brennenden alkoholgetränkten Wattebausch ein rundes Glasgefäß (Schröpfkopf) auf die Haut des Patienten gebracht. Durch den damit erzeugten Unterdruck wird das Gewebe angesaugt. Es entstehen Blutergüsse, die oft noch Tage nach der Therapie sichtbar sind. Völlig verspannte Rückenmuskulatur wird oft anhaltend gelockert durch diese Techniken. Wir führen auch Moxa-Behandlungen durch, wegen der Raucherzeugung erfolgt dies jedoch nur in Ausnahmefällen. Es handelt sich um die Einwirkung von Wärme und Rauch von glimmenden Kräuterstäbchen (Beifußzigarren).
Eine sehr erfolgreiche moderne Behandlungsmethode ist die Stoßwellentherapie. Abgewandelt von der Stoßwellentherapie der Nierensteine wurde vor einigen Jahren diese Technik zur Zertrümmerung von Verkalkungen im Bereich der Schulter-gelenkssehnen erfolgreich eingesetzt. Inzwischen hat sich die Technik verfeinert und wir setzen sowohl radiale als auch fokusierte Stoßwellen ein, um Sehnen-ansatzerkrankungen zu behandeln.
Durch einen konischen Applikationskopf gelangen die vom Gerät erzeugten mechanischen Stoßwellen in die Tiefe des menschlichen Körpers und verstärken sich dort durch das physikalische Phänomen der Interferenz von Wellen. Eine hohe Energie in der Körpertiefe und eine niedrige an der Oberfläche ist charakteristisch und erzeugt die Wirkung somit in der Tiefe. Die schlecht durchbluteten Sehnen oder Sehnenansätze werden wieder stärker durchblutet und eine Heilwirkung oder Symptomverbesserung kann erreicht werden.
Sog.“Kalkschulter“ (Tendinosis calcarea), Fersensporn, Knochenpseudarthrosen. Gute Erfolge sehen wir auch bei Tennisellenbogen, Trochantertendinosen und Achillodynie.
Bei beginnender aber auch fortgeschrittener Arthrose der großen Gelenke führen wir intraartikuläre Injektionen mit Hyaluronsäurepräparaten durch. Die Hyaluronsäure ist Hauptbestandteil der Gelenkschmiere und verbessert nach Injektion die Situation im kaputten Gelenk, so dass operative Eingriffe oft herausgezögert oder bei älterer Patienten mitunter ganz vermieden werden können.
Im Durchschnitt sind 3 bis 5 Injektionen erforderlich. Wir betäuben Haut und Gelenkkapsel vorher mit einem Lokalanästhetikum, so dass die Prozedur relativ schmerzfrei verläuft. Wir verwenden Ein- und Doppelkammerspritzen.
Aufgrund der großen klinischen Erfahrungen nach mehr als 4200 endoskopischen Bandscheibenoperationen empfehlen wir diese minimalinvasive Operation unseren Patienten bei geeigneter Indikation. Die Vorstellung zur Voruntersuchung und Beratung erfolgt in unserer Privatpraxis. Gesetzlich versicherte Patienten müssen die Kosten dafür selbst tragen. Die Krankenhauskosten werden aber von allen Krankenkassen übernommen. Wird die Indikation zur operativen Therapie eines Bandscheibenvorfalls gestellt, führen wir eine umfassende Aufklärung über die OP-Methode und mögliche Alternativen durch. Die Operation erfolgt in einem nahe gelegenen Krankenhaus in Vollnarkose oder auf Wunsch in Analgo-Sedierung („Teilnakose“). Der Aufenthalt ist kurz (bis zu 2 Tagen). Eine stationäre Rehabilitation ist nicht nötig.
Durch einen kleinen Stich von ca. 6-8 mm erfolgt der seitliche Zugang zur Bandscheibe. Dabei wird das Gewebe nicht zerschnitten , sondern mit einem System von Stäbchen und Hülsen aufgedehnt, was Weichteilschäden und Blutungen verhindert. Nahezu alle Formen der lumbalen und der unteren thorakalen Bandscheibenvorfälle können mit dieser Technik operiert werden. Im Regelfall wird das seitliche Nervenaustrittsgebiet im sogenanten Zwischenwirbelloch (Foramen intervertebrale) durch stufenweises Auffräsen erweitert. Dabei werden Draht-geführte Fräser mit aufsteigender Größe unter Röntgenkontrolle verwendet.
Bei stark verlagerten Bandscheibenvorfällen nach oben oder unten (kranial oder kaudal sequestrierte Bandscheibenvorfälle) verhindert die knöcherne Umfassung/Begrenzung des Spinalkanals den Zugang über das Nervenaustrittsloch. Für diese Fälle haben wir in den letzten Jahren die Technik der transpedikuläen endoskopischen Nukleotomie entwickelt und 120 Patienten erfolgreich operiert.
Fachliteratur: G. Krzok et al: „Transforaminal Endoscopic Surgery: Outside-In Technique.“ Neurospine.2020;17(Suppl 1): 544-557 doi.org/10.14245/ns.2040128.064